Schülerbefragung am Berufskolleg am Wasserturm
Schüler des Berufskollegs am Wasserturm präsentierten gestern die Ergebnisse einer Online-Befragung, die sie selbst zum Thema Ehrenamt/Bürgerschaftliches Engagement im Rahmen des LEADER-Projektes „Integration unterstützt durch Ehrenamt“ durchgeführt hatten. Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei von Mitarbeiter*innen des Vereins „Leben im Alter“ (L-i-A e. V.), dem Migrationsdienst der AWO und dem Integrationsbüro und der Freiwilligenagentur der Stadt Bocholt. „Mit der Befragung möchten wir weitere Freiwillige gewinnen und Maßnahmen zur Unterstützung für ein Engagement ermitteln“, beschreibt Agnes Wellkamp, vom Verein Leben im Alter, die Zielsetzung der Befragung.

Befragung_Ehrenamprojekt

Befragt wurden insgesamt 43 geflüchtete Jugendliche, die zurzeit am Berufskolleg am Wasserturm in Bocholt in drei internationalen Förderklassen beschult werden, von Jugendlichen aus der MAD-Klasse -MAD steht für „Make a difference“. Die befragten Jugendlichen sind zwischen 16 und 20 Jahre alt und kommen zum großen Teil aus Syrien, Afghanistan, Guinea, Eritrea und Pakistan aber auch aus dem Kosovo und Polen.

Zur Vorbereitung der Online-Befragung hatten die interviewenden Schüler und deren Lehrern*innen gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern einen Fragebogen entwickelt und diesen als Online-Befragung umgesetzt. Eine wichtige Erkenntnis dieser Befragung ist u. a. das große Interesse der geflüchteten Schüler*innen an einem freiwilligen Engagement: So möchten sich 29 der 43 befragten Schüler*innen gerne in Bocholt und Umgebung engagieren. „Mit einem so hohen Beteiligungswunsch der Schüler*innen haben wir nicht gerechnet“, zeigt sich Agnes Wellkamp erstaunt und erfreut zugleich.

Für ein mögliches Engagement bringen die Jugendlichen auch viel Potenzial mit, da sie insgesamt 17 verschiedene Sprachen sprechen können. Von den Befragten wünschen sich 75 % Begleitung bei ihrem Engagement. Jeweils die Hälfte der Jugendlichen wünschen sich mehr Kontakt zu anderen Jugendlichen und einen Ausbildungsplatz. Als größte Hindernisse auf ihrem Weg zu einem freiwilligen Engagement sehen die befragten Jugendlichen unzureichende deutsche Sprachkenntnisse und fehlende Informationen zu potentiellen Engagementfeldern. „Deutsch lernen im Ehrenamt… das ist für die Jugendlichen eine super Möglichkeit“, zeigt sich Miriam Pietzka, Lehrerin am Berufskolleg am Wasserturm, überzeugt.

Im Verlauf der gestrigen Veranstaltung entwickelten die Schüler auch gleich erste Ideen, wie sie besser Deutsch lernen und sich gleichzeitig engagieren können. So erhoffen Sie sich zum einen durch mehr Kontakte zu deutschen Jugendlichen – z. B. im Rahmen eines interkulturellen Jugendtreffs – aber auch durch gemischte Gruppen im Freizeitbereich, eine Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse. Auch der Wunsch nach einer praktischen Einführung in die deutsche Kultur und interkulturellen Stadtführungen wurde geäußert. Beide Maßnahmen sollen dabei helfen, dass die Jugendlichen sich besser in Bocholt zurechtfinden. Besonders Jugendliche, die keine Familie in Bocholt haben, würden sich auch gerne in den Ferien engagieren, um diese freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Um die die vielen Organisationen in und um Bocholt herum und damit potentielle Engagementfelder besser kennen zu lernen, sollen demnächst Besuchstage z. B. bei der Feuerwehr oder in Senioreneinrichtungen und Kindergärten angeboten werden.

“Ich bin sehr beeindruckt, wie intensiv und detailliert sich die Schüler*innen mit dem Thema Ehrenamt und Integration auseinandergesetzt haben. Für uns ist es sehr hilfreich, dass sie dabei auch ganz konkrete Unterstützungsbedarfe formulieren konnten. Unsere Aufgabe wird nun sein, die Vereine und Organisationen anzusprechen, vorzubereiten, und dann die Kontakte herzustellen” so Rainer Howestädt, Ehrenamtskoordinator der Stadt Bocholt. Zudem soll im kommunalen Integrationsnetzwerk ein Unterstützungskonzept entwickelt werden, um die Maßnahmen stärker zu bündeln.

Weitere Informationen zu diesem Projekt findet Sie hier.

14.05.2018: Projekt “Bürgerschaftliches Engagement” stellt Ergebnisse der Online-Befragung vor